Hochzeitsgedicht
Vergib, o Freund , wenn sich des Sängers Lied
In Eurer Freude süßen Taumel menget.
Wenn aus des Freundes fühlendem Gemüt
Ein schlichtes Wort an Euer Herz sich dränget:
Wo Liebe sich und Freude schön vermählen.
Darf ja der Dichtkunst Spende nimmer fehlen.
Ja, Freude ist des Sängers schönstes Ziel!
Sie Euch zu mehren stimm' ich meine Leier,
Und greife lustberauscht ins Saitenspiel,
Das sanft ertönt zu Hymens heil'ger Feier!
Und könnt Ihr dies dem Sänger nicht verzeihen.
Dem Freunde werdet Nachsicht Ihr verleihen!
Es ist so süß zwei Glückliche zu sehen.
In deren Herzen Liebe und Vertrauen,
Des Erdenlebens schönste Panazeen,
Für Ewigkeiten Tempel sich erbauen!
O, möchte doch den Himmel Eurer Freuden
In Hymens Reich kein Unstern Euch verleiden!
Doch - stimmt zur Schwermut sich die Lyra nicht.
Beschämt durch Eurer Seelen Harmonien? -
So müssen vor des Phöbus hehrem Licht
Die matten Flimmer der Plejaden fliehen!
Denn, wo des Himmels goldne Harfen tönen.
Was frommt der Sang von armen Erdensöhnen?
Und doch glänzt eine Perle Euch im Blick?
Dem Sänger Heil! - ihm ist der Wurf gelungen;
Und huldigt noch nach Jahren Euch das Glück,
So hat sein Wunsch das höchste Ziel errungen!
Ein Säkulum soll Euch das Leben würzen.
Dann mag der Genius sanft die Fackel stürzen.
R.R.
Huldigung, 1842
Zieh, holde Braut, mit unserm Segen.
Zieh hin auf Hymens Blumenwegen
Wir sehen mit entzücktem Blick
Der Seele Anmut sich entfalten,
Die jungen Reize sich gestalten,
Und blühen für der Liebe Glück.
Dein schönes Los, Du hast's gefunden.
Es weicht die Freundschaft ohne Schmerz
Dem süßen Gott, der Dich gebunden,
Er will, er hat Dein ganzes Herz.
Zu teuren Pflichten, zarten Sorgen,
Dem jungen Busen noch verborgen,
Ruft Dich des Kranzes holde Zier.
Der Kindheit tändelnde Gefühle,
Der freien Jugend flücht'ge Spiele,
Sie bleiben fliehend hinter Dir;
Und Hymens ernste Fessel bindet,
Wo Amor leicht und flatternd hüpft,
Doch für ein Herz, das schön empfindet,
Ist sie aus Blumen nur geknüpft.
Und willst Du das Geheimnis wissen,
Das immer grün und unzerrissen
Den hochzeitlichen Kranz bewahrt? -
Es ist des Herzens reine Güte,
Der Anmut unverwelkte Blüte,
Die mit der holden Scham sich paart
Die, gleich dem heitern Sonnenblicke,
In alle Herzen Wonne lacht ...
Es ist der sanfte Blick der Milde,
Und Würde, die sich selbst bewacht.
R.R.
Huldigung, 1842
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