Gedichte Verlobung



An die Verlobte

Mit einem Kranze Vergissmeinnicht-Blüten

Einsam saß ich in der Kühle,
Als der Sonne Glanz entwich,
Dachte, fern vom Weltgewühle,
Voller Sehnsucht nur an Dich!

An die süße Auserwählte,
Deren liebes, holdes Bild
Ich dem Ideal vermählte,
Das die Seele mir erfüllt!

Sieh' da stammt vom Abendhimmel
Einmal noch das gold'ne Licht,
Küsst durch's grüne Laubgewimmel
Scheidend ein Vergissmeinnicht.

Und ein Leben, tief und wonnig,
Haucht mich an von Blümchen's Blau,
Wie wenn ich in Deine sonnig
Hellen Unschuldsaugen schau'!

Und ich ahne, ich empfinde
Deine süße Nähe ganz;
Träumend pflücke ich und winde
Blümchen viel zum heitern Kranz.

Nimm ihn! Denn für Dich gewunden
Hab' ich, was im milden Licht
Meine Seele froh empfunden -
O vergiss - vergiss mein nicht! -

Universal-Gratulant, 1845


Bei Übersendung eines Vergissmeinnichts

Bräutchen', nur für Dich entsprossen
War dies Blümchen unsrer Flur;
Ihrem Liebling aufgeschlossen
Hatt' es gütig die Natur.

Alles schwieg; der Morgen taute
Und ich dachte schnell an Dich,
Denn am Wiesengrund erschaute
Ich ein Bildnis, das Dir glich.

Sieh'! da stand zu meinen Füßen
Dieses Blümchen; o! so schön
Hatte, seit sich Freunde grüßen,
Nie der Frühling eins geseh'n.

Nimm es, Teure, hin als Gabe,
Die dem Geber Lohn verspricht,
Wenn er, tief gebückt am Stäbe,
Innig sieht: - Vergissmeinnicht!" -

Universal-Gratulant, 1845


Mit dem Verlobungsring

Rund ist die Lebenslinie der Natur,
Des Himmels Sphärenbild, die Welt.
Im Kreise liegt der Punkt, wo jede Spur
Von End' und Anfang schweigt - zusammenfällt.
Und rund ist auch der Ring, den Dir die Liebe beut.
Sein erster Sinn: der Liebe Unermesslichkeit!

Der Schlange gleich, die - in sich selbst gekrümmt, -
Der Ewigkeit symbolisch Zeichen ist;
Der große Reif, worin der Funke glimmt
Und stirbt und um erwacht nach kurzer Frist:
So ist der Ring geformt, den Dir die Liebe beut.
Sein zweites Sinnbild heißt: der Treue Ewigkeit.

Gold ist an Wert das edelste Metall,
Der reinste Stoff, den uns die Erde gab,
Dem Weisen rein; doch übertönt sein Schall
Der Tugend Stimme, - auch ihr sichres Grab.
Und golden ist der Ring, den Dir die Liebe beut.
Sein drittes Sinnbild beißt: der Liebe Lauterkeit!

Fest ist das Gold und weich in Künstlerhand:
Gestalt und Form gibt ihm der Kluge leicht,
Des Mannes Mut, der fest im Sturme stand,
Stets doch sein Haupt vor Frauenmilde beugt.
Fest ist der Ring, den Dir die treue Liebe beut,
Sein schönstes Sinnbild heißt: des Bundes Einigkeit.

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Bei einer Verlobung

Wo Herz zum Herzen sich gefunden
Durch treuer Liebe Allgewalt,
Da ist des Glückes Kranz gewunden
In vollster, blühender Gestalt.
Zwei solche Herzen haben heute
Sich frei einander zuerkannt,
In einem Strom von sel'ger Freude
Sich als verlobt gereicht die Hand.

Vivat, 1854