Gratulationen zur Hochzeit
Ihr habt Euch denn vermählet?
Nun gut! Das ist sehr schön!
Doch wisst Ihr, was Euch fehlet? -
Ein Freund, Euch beizustehn!
Ein Freund, der auf der Stelle
Euch Rat erteilen kann!
Ich dacht', auf alle Fälle
Nehmt Ihr mich dazu an.
Hier folgt, damit man seh',
Dass ich probatus bin,
Ein kleines Recipe,
So ganz nach meinem Sinn.
Nehmt reine Seelenliebe -
Denn man hat zweierlei -
Und mischt in ihre Triebe
So viel als möglich Treu';
Und dann müsst Ihr probieren,
Wie viel Geduld Ihr braucht;
Lasst alles destillieren,
So dass sich nichts verraucht;
Und nehmt beim Schlafengehen,
So viel Ihr immer wollt:
Es gibt die besten Ehen,
Wie Ihr erfahren sollt.
Universal-Gratulant, 1845
Ach geb' ein gold'nes Ringelein
Mein holdes Mädchen Dir,
Es soll der Treue Zeichen sein,
Und Bild von mir.
So wie das Gold am Ringelein,
So ist auch mein Gemüt,
Und wie das Gold die Liebe rein,
Die mich durchglüht.
Ein Ende suchst am Ringelein
Du wohl vergeblich auf;
So endlos ist die Liebe mein -
Die Hand darauf!
D'rum nimm mein gold'nes Ringelein
Du Mädchen zart und hold,
Du sollst mir wahrlich lieber sein,
Als Gut und Gold! -
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Es blüh'n der Blümchen mancherlei
Auf Bergen und in Gründen,
Der Kränzchen kann man vielerlei
Im Lenz und Sommer winden;
Doch dieses Kränzchens grüne Zier
Pflückst Du nicht auf den Wiesen hier,
Und diese weißen Blüten
Wird Dir kein Berghang bieten.
Es gilt dies Kränzchen als Symbol
Der heiter'n Jugendtage:
Da seufzt und ängstigt man sich wohl
Mit banger Herzensklage;
Doch bleibt des Lebens Ernst noch fern,
Die Jugend freut sich gar zu gern,
Und trübe Lebensstunden
Sind kurz und bald verschwunden.
Doch anders soll's im Leben sein,
Das oft sich ernst gestaltet,
Es treten da Momente ein,
Wo sich kein Scherz entfaltet.
Mit finst'rer Stirn naht's Missgeschick,
Der Scherz weicht bang vor ihm zurück:
Ist so der Himmel trübe -
Dann tröstet nur die Liebe.
O blieb auf Deinem Lebensgang,
Der Dich von uns jetzt scheidet,
Das Leid Dir fern Dein Lebelang; -
Doch ist es Dir bereitet:
So richte Dich die Lieb' empor,
Die Lieb' zu ihm, der Dich erkor,
Sein Lebensglück zu gründen;
Und jedes Leid wird schwinden.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Die schönste Spende, Freundin, bring' ich Dir:
Ein Kränzchen ist's von zartem Myrthenreise,
Die Deutung, Freundin, spare mir;
Denn aus den Blättern flüstert leise
Das Traumbild, das der Jungfrau Herz bewegte,
Die Hoffnungsbilder, die es hegte.
Die Wirklichkeit, sie ist kein Traum:
Die Jungfrau tritt aus der Gespielen Kreise,
Und es zerrinnt, wie Seifenschaum,
Der Phantasiegebilde holde Weise.
Der Ernst des Lebens scheucht die Phantasie -
Was man geträumt, erfüllt sich selten, öfter nie.
Doch deshalb Teure, zage nicht,
Ein schöner Traum beglückt, doch mehr ein schönes Leben,
Ein liebend Herz kennt keine schwere Pflicht,
Und was mit regem Eifer wir erstreben,
Das wird des Himmels Segen lohnen -
Denn dem Verdienste fehlen nie die Kronen.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
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