Hochzeitgedichte
Drei Mal selig ist der Mann,
Der ein holdes Weib errungen,
Der von weichem Arm umschlungen,
Sich in Schlummer wiegen kann.
Doch von Liebe nur allein -
Leider - kann der Mensch nicht leben,
Denn es stellt sich auch daneben
Regelmäßig Hunger ein.
Und kann man dann nicht den Gast
Mit profaner Speis' verjagen,
Dann knurrt laut der grobe Magen
Und die Liebe flieht mit Hast -
Drum, so oft es dorten spuckt,
Fehle nie Euch lieben Beiden,
Was man immer gern wird schneiden,
Noch viel lieber beißt und schluckt:
So von einer Gans der Bauch,
Oder mürber Lendenbraten,
Wiener Schnitzel, Zwetschgenfladen,
Auflauf leicht, sowie ein Hauch,
Schwemmklös, junger Peterlein,
Fische, rösch und gelb gebacken,
Oder von dem Reh der Nacken,
Hühner in der Sauce von Wein,
Kurz es stich' Euch vorn herein
Nahrungssorge; bis zum Krachen
Und mit lauter guten Sachen
Mög' der Tisch belastet sein.
Und seht sich Gesundheit dann
Jederzeit mit Euch zu Tische,
Glänzt in jugendlicher Frische
Wohlbeleibt so Frau und Mann
Und könnt Ihr auch in dem Schrein
Etwas Silber aufbewahren,
Das einst soll in späten Jahren
Zubuß und Notpfennig sein:
Dann ist, was aus treuer Brust
Jetzt ein Freund Euch wünscht, gewähret,
So Ihr aber mehr begehret,
Dann werd' Euch noch and're Lust.
Nämlich Euch umblühen soll
Ein halb Dutzend munt'rer Rangen
Mädchen fein und rot von Wangen,
Grad so viel, das Dutzend voll.
Doch genug nun. Eure Gunst
Bitte ich mir zu bewahren,
Wie auch ich nach späten Jahren
Sein will Euer Freund
N.N.
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Willkommen, Tochter, in dem Vater-Hause! -
In seine Räume, holde Frauen-Rose,
Schließt es Dich zärtlich, wie die Muschel-Klause
Die edle Perle wahrt in ihrem Schoße.
Die höchsten Freuden und die tiefsten Schmerzen,
Sie können nicht den bunten Wort-Schwall lieben,
Doch deutlich ist, was sich begibt im Herzen,
Mit Flammen-Zügen in das Aug' geschrieben.
Wie sich die Erde freut, wenn ihr vom Lenze
Die Botschaft kommt im warmen Strahl der Sonne,
Der auf die Fluren streut der Blüten Kränze, -
So auch begrüß' ich Dich mit hoher Wonne.
Dir hat die Gottheit in das Herz gegeben
Das Beste, was die Guten kann beglücken.
Was himmlisch groß und menschlich schön im Leben,
Dein klarer Geist erfasst es mit Entzücken.
Von Gottes Altar nehm' ich in die Arme
Dich als mein Kind, und freudig drücke
Ich Dich an's Vaterherz, das in dem Harme
Ein fester, sich'rer Hort ist, wie im Glücke.
Nimm hin zu meines Sohnes treuer Liebe
Auch die des Vaters und den besten Segen,
Der je entquoll dem wärmsten Herzens-Triebe,
Und Rosen pflanzte auf des Lieblings Wegen.
Was mein ich nenne, ist zum Eigentume
Auch Dir, mein teures Kind, geweiht, zum Throne
Für Deiner Frauen-Tugend selt'ne Blume. -
Beglücken wirst Du mich in meinem Sohne!
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Wie könnt' ich an dem Tage schweigen,
A quo Dein Hausstand sich datiert!
Wer hörte wohl den Hochzeitreigen,
Und ließ die Cymbel ungerührt?
Horaz und Pindar sangen Oden;
Doch meine Muse kriegt am Boden.
Was Wunder, sind es nicht Profane,
Die täglich mir im Staube nah'n!
Mein Forum prangt mit keiner Fahne,
Kein Pfeifer zieht dem Korps voran:
Halb ist das Schwert und halb die Wage,
Die ich als Themis-Priester trage.
D'rum fehlt der Schwung auch meiner Leier,
Die Saiten sind gar oft verstimmt -
Doch seh' ich einen wackern Freier,
Der sich die Braut zur Hausfrau nimmt.
Dann hebt die Phantasie die Schwingen,
Ein Hochzeitslied zur Naht zu bringen.
Frisch zu. - Ein Glück nach alter Weise,
A la Philemon wünsch' ich Dir,
Steigt dann die Butter auch im Preise,
Und fehlt's an gutem Lagerbier:
Kein Wölkchen wird den Himmel trüben,
Du lernst Dich im Entbehren üben.
Die Mode, vor der Welt zu glänzen:
Dass man viel Gäste bei sich sieht,
Freund, lasse sie den Excellenzen,
Es frommt nur, was den Schimmer flieht:
Zufriedenheit gibt uns kein Kaiser -
Doch wer sie hat, der ist ein Weiser.
Hast Du bei einem Wust von Akten
Am Schreibtisch den Verstand zerquält,
Vergiss der Mühen Katarakten,
Und suche, die Dein Herz erwählt:
Ein Kuss von ihrem Rosenmunde,
Versüßt die schwerste Arbeitsstunde.
Bei Gott, das schönste Glück von allen
Ist das, des eig'nen Herd's sich freu'n -
Wie auch des Schicksals Würfel fallen,
Wir steh'n im Sturme nicht allein.
Die Liebe teilet Freud' und Leiden,
Sie tröstet, wenn wir sterbend scheiden.
Solch' häuslich Glück, aus Herzensgründe,
Freund, glaube mir, ich wünsch' es Dir,
Doch es erheischt des Festes Stunde
Nicht Verseschwall, zur Ungebühr;
Drum weg mit der Poeterei,
Ich füge nur noch etwas bei.
Es ist nicht alles Gold, was glänzet!
Zur Wirtschaft für die junge Frau,
Leg' ich - der Wille, er ergänzet
Den Wert - ein Scherflein zu dem Bau,
Den Spaß darfst Du nicht übel deuten -
Leb' wohl - ich könnte Dich beneiden!
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
Wem hier der große Wurf gelungen,
Geprüfter Freunde Freund zu sein,
Wer sich ein holdes Weib errungen,
Der stimm' in unsern Jubel ein;
Und stoße mit uns fröhlich an:
Es lebe jeder brave Mann!
Der frohbekränzten Braut zur Seite,
Erblicken heut' die Deinen Dich;
Und Freunde in der Näh' und Weite
Erfreuen dieses Tages sich;
Und schicken Wünscht himmelan,
Wie sie nur Freundschaft wünschen kann!
Gott Hymen hat Euch sanft verbunden,
Geliebte Freunde, teures Paar!
Und Engel haben fest umwunden
Heut' Eure Herzen am Altar!
Mit Banden süßer Einigkeit,
Der Lieb' und Treu' zum Lohn geweiht.
Wenn sich das Herz zum Herzen findet,
Ein treuer Freund die Hände reicht;
Wenn Lieb um Liebe sich verbündet,
O! dann wird erst das Leben leicht!
Denn selbst den Kummer und den Schmerz
Versüßet ein geliebtes Herz.
O nehmt aus treuer Freundschaft Händen
Dies kleine Liedchen gütig an,
Das Schicksal möge stets abwenden,
Was Eure Ruhe stören kann!
Nur Freude folg' Euch immerdar;
Dann wird der Wunsch der Freundschaft wahr.
Nach einem Jahre komm' ich wieder
Und frage freundlich bei Euch an:
Ob ich ein Dutzend Wiegenlieder
Für Freund und Freundin dichten kann?
Und könnt Ihr Euch der Lieder freu'n,
Dann wird das Glück vollkommen sein!
Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852
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