Silberhochzeitsgedichte



Zur Silbernen Hochzeit des Oheims und der Tante

Das Silber ist ein Bild der sanften Tugend,
Wenn es geläutert uns'ren Blick begrüßt,
Es schimmern dann aus seinem milden Glanze
Die Liebestreue und Bescheidenheit.
Drum wurde von den Vätern es erwählet
Zum Tugendlohne für ein edles Paar,
Das fünfundzwanzig wechselhafte Jahre
Durch's Erdenleben eilte Hand in Hand.

So schmückt der Kranz, aus Silberstoff gewoben,
Auch Deine Schläfe heut', verehrtes Paar!
Der Myrthenkranz, der einst die Braut gezieret.
Ist jetzt gereift und trägt die Silberfrucht.
Und schüchtern steh’ ich nun in diesem Kreise
Und bringe Dir, getreues Ehepaar,
Die Wünsche Aller, die Du hier erblickest,
Mit Jubelgruß aus treuem Herzen dar.

Von meiner Mutter, die, geliebter Onkel,
Durch zartgewebte Bande der Natur
Mit Dir verschwistert für ein ew’ges Leben,
Ward mancher Wunsch mir freundlich mitgegeben,
Den heute sie von Gottes Gnad’ erfleht
Für Dich und Deiner treuen Gattin Heil!

Wohl wendest Du zufrieden Deine Blicke
Auf jenen Pfad, den Du durchwandelt hast.
Ein kräft’ger Mann, stehst Du im Pilgetale
Und findest vierfach noch der Liebe Glück:
Denn Deine Mutter, die Dich einst geboren,
Sie nennt noch mit stolz Dich ihren Sohn,
Sie freuet noch mit Dir sich dieses Lebens,
Und reichet Dir das erste Liebesglück.

Dann stehet die Gefährtin Dir zur Seite,
Die, heute sind es fünfundzwanzig Jahr,
Als junge Braut Dir zum Altare folgte
Und Leid und Freude treu mit Dir geteilt,
Sie freuet sich des biederen Gefährten,
Und reichet Dir das zweite Liebesglück.

Das dritte lächelt Dir in Deinen Kindern,
Von denen achte heute Dich begrüßen
Und mit Dir feiern dieses Silberfest;
Die andern, fünfe, sind vorangegangen,
Um drüben in des Himmels Sonnengarten
Den Vater und die Mutter zu erwarten,
Und dort als Engel Euch einst zu empfangen.

Zuletzt noch lächeln Dich die lieben Kleinen,
Der Tochter Kinder, heute freundlich an.
"Großvater!" lispelt es von ihren Lippen,
Und zarte Neigung spricht aus ihrem Blick
Und reichet Dir das vierte Liebesglück.

So, teurer Onkel! so, geliebte Tante!
Seid lange noch auf dieser schönen Erde
Von treuer Liebe überall umringt;
So wandelt neue fünfundzwanzig Jahre,
Von jedem Kummer, jedem Schmerz befreit,
Zum neuen Feste der Vermählung hin.

Dann rausche Jubelgold um Eure Schläfe,
Und es begrüße Euch der Enkel Chor
In reicher Zahl, mit froher Herzensstimme,
Und möge es der Mitwelt laut verkünden,
Welch' schönen Lohn die edlen Menschen finden!

Universal-Gratulant, 1845


Zur Silbernen Hochzeit eines Wohltäters

Was so Viele sehnsuchtsvoll erharren,
Doch so Mancher nicht erreichen kann,
Winkt Euch heut' nach fünfundzwanzig Jahren
Auf der wechselhaften Lebensbahn:
Denn es kränzet Euren Bund der Treue
Dieser Tag im Silberglanz aufs Neue.

Ach so Viele auf den Lebenswegen
Kennen nicht dies segnende Gefühl, -
Vielen tritt die Zwietracht kalt entgegen,
Trennt das Band vor dem errung'nen Ziel;
Alle Bilder ihrer Lieb' und Treue
Sinken in den nackten Arm der Reue!

Viele, die den Bund der Eh' geschlossen,
Trennt des Todes allgewalt'ge Hand,
Und die Hoffnung, die so schön entsprossen,
Hüllt sich in ein düsteres Gewand.
Ja, ein Loos, wie's heute Euch gefallen,
Wird hier, ach! nur Wenigen von Allen.

Und so blickt Ihr, ohne Gram und Reue
Freudenvoll auf jenen Tag zurück,
Der Euch einst durch fromme Priesterweihe
Traulich einte zu der Liebe Glück;
Denn Ihr hieltet, was Ihr Euch versprochen,
War't Euch gut, habt nie die Treu' gebrochen.

Mächtig muss ein heilig Wesen walten
Über uns, das Lohn der Liebe gibt;
Möge es noch lange Euch erhalten,
Stets von Schmerz und Kummer ungetrübt,
Möge Euch noch fünfundzwanzig Jahre
Halten ferne von der Totenbahre.

O, ich danke Euch, seit ich Euch kenne,
Für so manchen heit’ren Augenblick!
Ihr nur seid es, die ich segnend nenne,
Ihr nur lindert fremdes Missgeschick;
Ihr nur sucht, wo Eure Nächsten weinen,
Tröstend schnell als Retter zu erscheinen.

Weilet dafür lange noch hienieden!
Und erscheint Euch einst der Engel Tod,
Nach dem Kampfe führend zu dem Frieden
Über Sternen, über Morgenrot,
O dann werde Euch vor Gottes Throne
Unnennbares hohes Glück zum Lohne.

Universal-Gratulant, 1845


Stunden, Tage, Monden, Jahre schwinden

Stunden, Tage, Monden, Jahre schwinden,
Leid und Freude wechselt mit der Zeit.
In des Schicksals Fügung sich zu finden,
Ist der fromme Dulder gern bereit;
Kämpfend trägt er jede Lebensbürde,
Jede Prüfung mit Geduld und Würde!

Wohl ist ihm, wenn in dem Kreis der Seinen
Jedes Glied mit Liebe ihn umfasst,
Und, wenn trübe Stunden ihm erscheinen,
Mit ihm tragen jede Sorg' und Last,
Die, wenn Gram und Leid ihn niederbeugen,
Trost ihm sind, und Mitgefühl ihm zeigen.

Steht ein Freund ihm liebreich noch zur Seite,
Reicht ihm brüderlich die treue Hand:
O, dann winkt ihm noch ein Stern der Freude
Und umglänzt das fest geschloss'ne Band:
Hoffend darf er in die Zukunft schauen,
Und sein Inn'res stärkt sich durch Vertrauen.

Du - und Sie - die Ihr bei tausend Sorgen
Fünf und zwanzig Jahre Euch geliebt.
Bis zu dieses schönen Festes Morgen
Bei des Schicksals Stürmen treu Euch bliebt:
Habt vereint so manches Kreuz getragen,
Arm in Arm verstummten Eure Klagen.

Heute, wo mit wehmutsvoller Freude
Ihr auf die verlebten Jahre blickt,
Steh' auch ich dem Kinderkreis zur Seite,
Der Euch froh mit Silberkränzen schmückt,
Kann Euch die Gefühle nicht verhehlen,
Die für Euch mich immerfort beseelen.

Könnt' ich doch das Leben Euch versüßen,
Freuden schaffen für die Folgezeit
Und den Leidenskelch für Euch verschließen:
Könnt' ich dies, so wär' mir's Seligkeit!
Gottes Segen will ich Euch erstehen,
Und was ich vermag, das soll geschehen!

Freundlich wollet Ihr auch mein gedenken,
Teures Jubelpaar! Das bitt' ich Euch,
Eure Freundschaft mir auch feiner schenken,
Denn sie macht mich glücklich, macht mich reich.
Treuer Bund der Freunde, die sich kennen,
Möge nichts hienieden je dich trennen.

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Heil sei dem edeln Jubelpaare

Heil sei dem edeln Jubelpaare,
Das in stiller Häuslichkeit
Fünf und zwanzig volle Jahre
Treuer Liebe sich geweiht,
Das zu Schmerz und Lust verbunden,
Duldend, dankend, wie den Gram,
So des Lebens Wonnestunden
Als Geschenk des Himmels nahm.
Euren Jubeltag zu feiern,
Geb' Euch Gott, geliebtes Paar.
Lebensmut und volle Scheuern
Bis in Euer spät'stes Jahr.
Zärtlich haltet Euch umschlungen.
Bleibt in Treue nur besteh'n,
Und Ihr habt den Kranz errungen;
Dessen Blätter nie verweh'n.
Fest, gediegen, wie die Treue,
Silbern, wie des Himmels Licht,
Strahl' er Euch zur heil'gen Weihe
Segensvoll und welke nicht;
Und nach fünf und zwanzig Jahren,
Wenn die Freudenträne rollt,
Bringen Gottes Engelscharen
Euch den Kranz aus lauterm Gold!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


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