Hochzeitsrede in Versen
Heil dir, edler Mann!
Heil zum ew'gen Bunde!
Heute geht dein Himmel an.
Sie ist da die Stunde!
Sprich der blassen Missgunst Hohn,
Und dem Kampf der Jahre!
Großer Tugend großer Lohn
Winkt dir am Altare.
Nichts, was enge Herzen füllt.
Was die Meinung weihet.
Was des Thoren Wünsche stillt.
Was der Geck oft freiet,
Reichtum nicht, nicht Ahnenruhm,
Nicht verbotne Triebe,
Nein in dieses Heiligtum
Führte dich die Liebe!
Nach der Thoren Lobgesang
Hast du nie getrachtet.
Der Gewohnheit Kettenklang
Hast du stolz verachtet. -
Ehrsucht mag nach Ehre frein
Gold sich Gold vermählen!
Liebe will geliebet sein;
Seelen suchen Seelen.
Deinem großen Schwur getreu
Trotztest du Verächtern. -
Männlich stolz gingst du vorbei
An der Mode Töchtern!
Flittergold und Tändelein
Hat der Stutzer lieber,
Doch du wolltest glücklich sein,
Und du gingst vorüber! -
Dich entzückt die Gattin nur,
Die für dich nur lebet.
Und mit herzlicher Natur
Innig an dir klebet.
Die, um deiner wert zu sein.
Für die Welt erblindet.
Und in deinem Arm allein
Ihren Himmel findet.
Trauert, wenn du finster bist,
Weinet, wenn du klagest.
Jauchzet, wenn du fröhlich bist.
Zittert, wenn du wagest,
Die in schöner Sympathie
Dein Gefühl erweichet.
Und an Seelenharmonie
Deiner Freundin gleichet. -
Sie allein ist dir genug -
Welten kannst du missen.
Wunden, die das Schicksal schlug,
Heilet sie mit Küssen!
Deine Wonne sendet sie
Mit dem Engelsblicke
Schwesterlicher Sympathie
Wuchernd dir zurücke! -
Nie wird dieser Bund vergehn,
Keine Zeit ihn mindern, -
Fröhlich wird er auferstehn
In geliebten Kindern.
Wenn die Freuden einst vergehn,
Die dir heute scheinen.
Wirst du froh dich wiedersehn
In geliebten Kleinen.
Aussicht voll von Seligkeit:
Mit prophet'schen Blicken
Seh' ich in die künft'ge Zeit,
Sehe mit Entzücken
Töchter lieblich, sanft und gut,
Nach der Mutter Bilde,
Söhne von des Vaters Blut,
Edel, treu und milde! -
Lieblich, wie ein Blumenflor
An den Gartenwänden,
Fröhlich wachsen sie empor,
Unter deinen Händen. -
Freudentränen im Gesicht,
Sammelst du die Blüten,
Wie ein Gärtner Blumen bricht
Die ihn oft bemühten.
Dich erreicht der Jahre Ziel,
Deine Kräfte enden -
Unsers Lebens kurzes Ziel
Muss zuletzt doch enden -
Um dein Bette drängt sich dann
Eine schöne Jugend. -
Dein Gedächtnis, edler Mann,
Lebt in ihrer Tugend.
Jede Erdenwonne muss
Sich mit Leiden gatten.
Lüste würgen im Genuss;
Ehrsucht speist mit Schatten;
Weisheit tötet oft die Glut
Unsrer schönsten Triebe;
Tugend kämpft mit heißem Blut;
Glücklich macht nur Liebe!
Preist den armen Wandrer nicht.
Der sie nie empfunden,
Dem des Lebens Traumgesicht
Ohne sie verschwunden,
Wer in Amors süßen Bann
Nie sich hingegeben,
Was verspricht der arme Mann
Sich vom andern Leben?
Sei’s ein Weiser, sei’s ein Held,
Still und schnell vergessen
Schleicht er zu der Unterwelt;
Und ist nie gewesen! -
Freund, du hast auf Gott vertraut,
Gott hat dich belohnet,
Frage deine frohe Braut,
Wo dein Himmel wohnet.
Unauslöschlich, wie die Glut
Deiner reinen Triebe,
Unerschüttert, wie dein Mut,
Fest, wie deine Liebe,
Ewig, wie du selber bist.
Währe deine Freude! -
Wenn die Sonne nicht mehr ist,
Liebe noch wie heute! -
Huldigung, 1842
Vor der Hochzeit
Du, den mein Herz sich ausersehen,
Der, da mich sein Verdienst gerührt,
Um jedem Irrtum zu entgehen,
Mich treu auf seine Fehler führt;
Du fürchtest, Freund! dass sie uns trennen?
Wie, glaubst Du dies mit kalter Brust?
O! lerne Deine Laura kennen,
Und dann entscheide, was Du tust.
Freund! kein verschwenderisches Küssen
Nahm meine Seele für Dich ein!
Ich ward nicht blindlings hingerissen;
Durch Gründe lernt' ich zärtlich sein.
Gerührt ward ich von Deinem Blicke,
Wenn er Dein edles Herz entwarf.
Sprich! was ich nun zu meinem Glücke
Von diesem Herzen hoffen darf?
Bekümmert würd' ich mich beschauen,
Sobald Du meinen Reiz erhübst,
Ich Deinem Wort nicht dürfte trauen,
Dass mehr Du meine Seele liebst!
O lass, wenn alle Schimmer schwinden,
Freund! lass Dich dann für Laura’s Herz
Noch immer, immer zärtlich finden;
Sonst wird mein Blick ein früher Schmerz.
Nicht nur aus Pflicht wirst Du mich lieben,
Wirst hochentzückt der meine sein,
Doch schläf’re nur bei unsern Trieben
Die kältere Vernunft nicht ein.
Sie soll bei jedem Anlass fragen:
Warum hat Laura das getan?
Und sorgsam jeden Fehler sagen,
Den sie durch Fleiß verbessern kann.
Empfindsam wird dein Kuss mich rühren,
Wenn ihn Dein Beifall ihn erwirbt,
Und ewig mög’ ich ihn verlieren,
Wenn Laura jemals modisch stirbt!
Freund! ohne Nachsicht sollst Du schelten.
Wenn diese Narrheit mich betört,
Und nie soll Laura etwas gelten,
Wenn Laura die Vernunft nicht hört.
So wird, wird nach meiner Gunst zu streben,
Auch noch des Gatten Sprache sein.
Bleibt es Dein Ernst, für mich zu leben,
So ist mein Herz auf ewig Dein.
Doch, Laura sollte Dich erst kennen,
Dies wollte Deine Zärtlichkeit;
Auch sie will ihre Fehler nennen,
Sieh nun, ob Dich die Wahl gereut.
Der Putz? - ich lieb’ ihn, ist er sittlich,
Und fast, fast - bis zur Eitelkeit.
O Bester! sei nicht unerbittlich
Um diesen kleinen Raum der Zeit.
Doch reizt mich an der Toilette
Ein andrer Wunsch, als nur Dein Blick,
So sei Dein bitterstes Gespötte
Mein wohlverdientes Missgeschick.
Mir meine Seele zu verfeinern,
Wird Deines Umgangs Folge sein,
Mich gegen Stutzer zu versteinern,
Gab ich mein Herz nur Dir allein;
Dies Herz liebt Frömmigkeit und Sitten,
Ein unterrichtend Buch und Dich,
Und wird ein Freund von Dir gelitten,
So sei er auch ein Freund für mich.
Mein Witz ist munter, seine Freuden
Versichern Dir ein sanftes Herz,
Gelehrt willst Du mich doch nicht leiden;
Gut, so erheit're Dich mein Scherz,
Du fürchtest die Orakelsprüche,
Flieh'st Plato's weise Schülerin,
So lächle, wenn ich bei der Küche
Für Gellerts Werke fühlend bin.
Besorgst Du noch mein Widersprechen?
Die Weiber haben gerne Recht.
Wir werden zanken, doch nicht brechen,
So, dass der Zank die Eintracht schwächt.
Dir fehlt die Kunst, leicht nachzugeben,
Mein sei sie ganz aus Lieb' und Pflicht;
Wirkt sie das Glück von Deinem Leben,
Dann fühl' ich ihre Strenge nicht.
So lass uns in die Zukunft schauen,
Sie sichert unser Wohlergehn,
Ich werde Deiner Klugheit trauen,
Du wirst mein gutes Herz verstehn,
Sei gütig, warnend, wenn ich fehle,
Sei gegen fremde Reize kalt.
Dann gönn' ich Dir von Grund der Seele
Die obrigkeitliche Gewalt.
Glaub's, Dir den Szepter zu entführen,
Bedürft' es keiner starken Hand;
Wer sich durch Liebe lässt regieren,
Der herrscht nicht lange durch Verstand.
Doch, fern vom Missbrauch Deiner Güte,
Sei eine sanfte Harmonie
Mein Stolz, der Sieg, den mein Gemüte
Aus Deinen Zärtlichkeiten zieh'!
Nun, Deine Frage ist entschieden,
Du siehst, mich schreckt kein Eigensinn!
Allein, wie Du mit mir zufrieden?
Ob ich nach Deinem Wunsche bin?
Das muss Dich die Gestalt belehren,
In der mein Herz sich hier enthüllt.
Sprich! soll Dir Laura zugehören?
Du hast ihr Herz, - hier ist sein Bild.
Universal-Gratulant, 1845
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