Gedichte zur Goldenen Hochzeit



Der treuen Liebe Bund erneut

Der treuen Liebe Bund erneut
Sich heut' an diesem Jubelfeste,
Verehrtes Paar! Der Gaben beste,
Die ungetrübt das Herz erfreut,
Der reinen Seele stillen Frieden,
Hat Dir Dein guter Gott beschieden.

Seit fünfzig Jahren führt er Dich
Mit Vaterhuld durch Lustgefilde. -
Durch Dornen auch, - mit sanfter Milde
Zu Heil und Glück; und nie entwich
Sein Segen Dir. - Mit Heil umgeben
Sei, edles Paar! Dein fern'res Leben!

Der Kinder und der Enkel Glück
Vermehre Dir des Alters Freuden.
O möchte nach der Prüfung Leiden
Der Freude schöner Sonnenblick
Die spät'sten Tage Dir versüßen,
Dein Lebensabend froh verfließen!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Der Tag, an dem im Zeitenraum verschwindet

Der Tag, an dem im Zeitenraum verschwindet
Ein halb Jahrhundert einem treuen Paar,
Der Euch nach fünfzig Jahren neu verbindet
Inmitten Eurer Lieben frohen Schar -
Er sei gegrüßt, der Tag der hohen Wonne,
Gegrüßet Eures Lebens schönste Stund',
In der so freundlich Eure Lebenssonne
Euch strahlt zum gold'nen Fest im Ehebund'.

Elf Kinder ließ das Schicksal Euch am Leben,
Sie feiern freudig Euer hohes Fest,
Das Euch in späten Tagen noch umgeben
Von fünfundzwanzig lieben Enkeln lässt.
Und aus der Kinder, aus der Enkel Kreise,
Da steiget zu des Himmels lichten Höh'n
Aus tiefstem Grund des Herzens still und leise
Der hohe Wunsch für Euer Wohlergeh'n.

Und wenn nach wenig Wochen wird erscheinen
Der Tag, der Euch der Freuden viele bringt,
Der um das Haupt der treuen Tochter seinen
So schönen Kranz von Silber-Blättern schlingt
So denket froh zurück an jene Stunde,
In der Ihr reichtet Euch die treue Hand
An dem Altar zum heil'gen Ehebunde,
Der silbern-golden Euch bis jetzt umwand.

D'rum möge Freude immer Euch umschweben,
Dass Euren Himmel nie ein Wölkchen trübt,
Gesundheit, Frohsinn sei Euch stets gegeben,
Wie Ihr's verdient, seid immer auch geliebt.
Dann möge Euren Freunden noch auf Erden,
Wenn Jahre auch im Zeitstrom untergeh'n,
Das höchste Glück, die höchste Freude werden:
Auf diamant'ner Hochzeit Euch zu seh'n!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Dämm're, Tag im Winterkleide

Dämm're, Tag im Winterkleide,
Weck' mit lichtem Strahl der Freude
Heut' ein liebesel'ges Paar.
Ja, erfüllt ist und besiegelt,
Was im Traum einst vorgespiegelt,
Hoffnung künft'ger Tage war.

Was vor fünfzig Jahren Lieder
Euch geweissagt hin und wieder,
Des Erfüllung ward Euch jetzt.
O, nur wenige auf Erden
Rühmen sich, beglückt zu werden
So wie Ihr, so gottbeschützt.

Einsam schleppt von beiden Gatten,
Die im Leben Freude hatten,
Einer oft sich nach dem Grab,
Gingen sie nicht früh zusammen;
Gleiche Lebens-, Liebesflammen
Euch ein günst'ger Genius gab.

Gleiches Leben, gleiches Lieben!
In den Sternen stand's geschrieben,
Das kommt nicht von Ungefähr.
Himmel schenkt's nur seinen Teuern.
Lasst den Tag uns fröhlich feiern,
Und dem Jubelpaar sei Ehr’.

Ehre Ihm, dem guten Greise,
Der der Vater wackre Weise
Froh aus wack're Söhne bringt.
Ehre Ihr, der Mütter bester,
Reb' um Ulme rankt nicht fester,
Als den Gatten sie umschlingt.

Was den Tag Euch macht so süße,
Sind der Enkel frohe Grüße,
Ist der Kinder Gegenwart;
Und der Kinder, Enkel Freude
Sind die edlen Ahnen beide,
Schön im Leben noch gepaart.

Ja, erfüllt ist und besiegelt,
Was, im Traum einst vorgespiegelt,
Hoffnung künftger Tage war:
Himmel schenkt's nur seinen Teuern.
Lasst den Tag uns fröhlich feiern,
Ehre sei dem Jubelpaar!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Golden, silbern, eisern, ehern

Golden, silbern, eisern, ehern
Nennt die Alter man der Welt,
Und zum niedern von dem höhern
Schreitet fort sie, wird erzählt.

Doch der Mensch in unsern Tagen
Siebt die Alter sich verkehrt:
Jugend, die schon Sorgen plagen,
Zeigt nur eisern ihren Wert.

Erzgewappnet geht das Leben,
Selbst die Liebe wird zum Streit.
Und dem stets erneuten Streben
Liegt der Ruhe Glück so weit.

Erst nach durchgekämpften Jahren
Lacht das Schicksal wieder hold,
Und mit Silber in den Haaren
Wird die Zeit, die Ehe - Gold.

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


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